Die Frühgeschichte des Brandschutzes ist eng verbunden mit der Entstehung der ersten
Städte im 10. bis 12. Jahrhundert. Diese Ansiedlungen in Holzbauweise
mit offenen Feuerstätten und geringen Gebäudeabständen sorgten immer
wieder für verheerende Stadtbrände. Seit dem 13. Jahrhundert wurden
daher in den Städten Verordnungen zum Brandschutz erlassen.
1352 trat in Chemnitz nachweislich die erste Feuerverordnung in
Kraft. Sie befasste sich nicht nur mit dem Feuerlöschen, sondern galt
gleichzeitig als Bauordnung. Die Verordnung sah unter anderem vor, dass
abends zu einer bestimmten Zeit alle Feuer zu erlöschen hatten.
Kontrolliert wurde dies von den Nachtwächtern. Kam es trotzdem zum
Brand, standen als Ausrüstung lediglich einfache Hilfsmittel wie Eimer,
Äxte, Spaten, Hacken und Leitern zur Verfügung. Außerdem waren die zum
Feuerlöschdienst eingeteilten Bürger nicht geschult.
Ab 1492 verschärften sich einige Vorschriften mit einer aktualisierten
Feuerordnung, sodass zum Beispiel Bäcker und Schmiede ihre Häuser
feuersicherer bauen mussten. Besonders feuergefährliche Gewerbe verwies
man sogar über die Chemnitzer Stadtmauern hinaus in die Vorstädte.
Um 1650 schaffte
man in Chemnitz einen öffentlichen Spritzenkasten mit Spritzrohr an,
bei dem das Wasser mit Eimern zur Spritze getragen werden musste, da man
noch keine Schläuche hatte.
Von 1655 bis 1668 wurde die Zahl der städtischen Spritzen auf 4 erhöht. Außerdem hing nun
eine Stange mit 18 Feuereimern unter jedem Stadttor und auch jeder
Bürger musste in seinem Haus eine gewisse Anzahl an Feuereimern
bereithalten.
Im Jahr 1750 erließ das königliche Gerichtsamt zu Chemnitz schließlich eine Feuerverordnung, nach welcher alle männlichen Einwohner vom vollendeten 20. bis zum vollendeten 60. Lebensjahr eine Pflichtfeuerwehr bilden mussten. Für die Feuermeldungen war der Türmer zuständig. Er hatte das Horn zu blasen, wenn Rauch oder Dampf in den Straßen bemerkt wurde und die Einwohnerschaft mit Glockenschlägen zu alarmieren, wenn eine Flamme ausgebrochen war. Den verschiedenen Handwerks-Zünften der Stadt übertrug man spezielle Aufgaben für den Brandfall. Brauer und Steinsetzer mussten mit Ledereimern Wasser aus dem Fluss schöpfen und in Bütten füllen. Gärtner, Glaser, Sattler und Seifensieder mussten die gefüllten Bütten zum Brandplatz und die geleerten zum Fluss zurückbringen. Büchsenschmiede und Schlosser steuerten die Spritzenrohre, Böttcher und Wagner hatten mit ihren Äxten das Einreißen der Häuser zu besorgen. Fleischer bedienten Haken und Leitern. Die Leitung der gesamten Löscharbeiten oblag einer Ratsperson.
1842 brachte
eine neue Feuerordnung noch ein wenig mehr Organisation für die
Chemnitzer Bürger, denn es wurden Sammelplätze und Alarmbezirke bestimmt
sowie Gerätehäuser angeschafft. Doch bei Bränden fand man sich noch
immer undiszipliniert und ohne Ausbildung zusammen.
Mit der Entwicklung von Chemnitz zu
einer aufstrebenden Industriemetropole in der zweiten Hälfte des 19.
Jahrhunderts gab es verstärkt Bemühungen, endlich einen funktionierenden
Feuerschutz zu etablieren.
So kam es am 11. Oktober 1854 nach einem Gesuch der Bürger Carl Heymann und Bernhard Littmann und der anschließenden Genehmigung durch die Behörde zur
Gründung eines 45 Mann starken und militärisch organisierten
„Freiwilligen Lösch- und Rettungscorps“ unter der Leitung des Lokführers
Carl Heymann. Dies gilt als die Geburtsstunde des freiwilligen
Feuerlöschwesens in Chemnitz.
Am 1. April 1861 entstand mit der Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Niederrabenstein
die erste ehrenamtliche Stadtteilfeuerwache in Chemnitz. Nach und nach
wurden auch in anderen Chemnitzer Ortsteilen Freiwillige Feuerwehren ins
Leben gerufen. Sie unterstützen später die im Jahr 1866 gegründete
„besoldete ständige Wachmannschaft“, die heutige Berufsfeuerwehr, in dem
sich stetig vergrößernden Stadtgebiet.
Nachfolgend die Gründungsdaten der Freiwilligen Feuerwachen in Chemnitz:
1861: FF Niederrabenstein und 1866 FF Oberrabenstein, 1934 Vereinigung zur FF Rabenstein
1862: FF Schloss-Chemnitz (aufgelöst 1922)
1862: FF Helbersdorf (aufgelöst 1945)
1863: FF Glösa
1863: FF Grüna
1863: FF Oberhermsdorf und FF Niederhermsdorf, 1934 Vereinigung zur FF Adelsberg
1863: FF Kappel (aufgelöst 1922)
1864: FF Hilbersdorf (aufgelöst 1919)
1865: FF Gablenz (aufgelöst 1945)
1866: FF Harthau (aufgelöst 1950)
1867: FF Bernsdorf (aufgelöst 1919)
1873: FF Ebersdorf (aufgelöst 1945)
1874: FF Wittgensdorf
1875: FF Furth (aufgelöst 1919)
1876: FF Erfenschlag
1878: FF Mittelbach
1879: FF Einsiedel
1879: FF Klaffenbach
1883: FF Siegmar
1896: FF Röhrsdorf
1889: FF Altchemnitz, Auflösung 1922, Neugründung 1977
1899: FF Euba
1905: FF Borna (aufgelöst 1945)
1911: FF Markersdorf (aufgelöst 1945)
1925: FF Stelzendorf
1927: FF Kleinolbersdorf-Altenhain