In der zweiten Dekade des 20. Jahrhunderts hielt die Motorisierung
Einzug in die Chemnitzer Berufsfeuerwehr: so erwarb man 1914 den ersten
Automobillöschzug, bestehend aus zwei Motorspritzen (1500 l/min. und 8 m
Förderhöhe), einer hölzernen Drehleiter mit Elektroantrieb (25 m) und
einem „Vorfahrwagen“ für den Zugführer.
1916: erste benzinautomobile Drehleiter der Welt wird in Chemnitz in Dienst gestellt
Sensationeller Vorreiter wurde Chemnitz,
als 1916 die erste benzinautomobile Drehleiter der Welt in den Dienst
gestellt wurde. In einem Fachblatt wurde das Fahrzeug als „… ein
mechanisches Kunstwerk ersten Ranges …“ beschrieben. Pferdeställe wurden
nun zu Werkstätten umgebaut, aus Stellmachern und Schlossern unter den
Berufsfeuerwehrmännern wurden Kfz-Mechaniker.
Die leere Stadtkasse nach dem 1.
Weltkrieg machte erfinderisch und so kaufte man alte Armeefahrzeuge und
baute diese eigenhändig zu Mannschafts- und Gerätewagen um.
Mitte der 1920er Jahre erreichte
Chemnitz seine bisher größte Einwohnerzahl und auch die Stadtfläche
vergrößerte sich durch Eingemeindungen ständig. Um die teilweise
beträchtlichen Anfahrtsstrecken für die Löschfahrzeuge zu verkürzen,
erfolgte eine Dezentralisierung der Berufsfeuerwehr. Man errichtete an
der Planitzwiese (ab 1924 an der Ludwig-Richter-Straße) die Wache II und
in der ehemaligen Turnhalle neben der Altchemnitzer Kirche die Wache
III. Außerdem erfolgte eine Umstellung im Dienstsystem. Für die
inzwischen 84 Berufsfeuerwehrmänner hieß es nun: 24 Stunden Dienst – 24
Stunden Freizeit. Zum 60. Jubiläum der Feuerwehr im Jahr 1926 hatte man
schließlich 28 Kraftfahrzeuge im Bestand: 8 Motorspritzen, 4
Motorleitern, 5 Krankenwagen und 2 Beiwagen-Kräder.
Zahlreiche Beschaffungen an Fahrzeugen
und technischer Ausrüstung erfolgten auch in den 1930er Jahren noch,
doch der eigentliche Ausbau der Berufsfeuerwehr Chemnitz war zur dieser
Zeit bereits abgeschlossen. Erst mit dem Feuerschutzgesetz von 1938 kam
es zu einer einschneidenden Veränderung: die Berufsfeuerwehr wurde nun
zur Feuerschutzpolizei des Dritten Reiches und widmete sich neben der
Einsatztätigkeit verstärkt dem zivilen Luftschutz.
Als Chemnitz am 5. März 1945 mit
verheerenden Luftangriffen durch alliierte Bomberverbände zerstört
wurde, standen die Löschkräfte der Feuerwehr trotz sorgfältiger
Vorkehrungen vor einer schier unlösbaren Aufgabe. Nur vereinzelt war es
möglich, einige Gebäude zu retten – so beispielsweise das Neue Rathaus
oder die Hauptfeuerwache selbst. Das Ergebnis der Bombenangriffe für
Chemnitz waren ca. 27.000 total zerstörte und 45.000 beschädigte
Wohnungen, 167 ausgebombte Fabriken, 16 vernichtete Schulen, zahlreiche
zerstörte öffentliche Gebäude, Krankenhäuser, Theater und Einrichtungen
des Versorgungsnetzes. Und das Schlimmste – etwa 3600 Menschen kamen bei
den Angriffen ums Leben. Darunter einige Feuerwehrmänner, die ihren
mutigen Einsatz mit dem Leben bezahlen mussten.