Chemnitz um 1850 - beherzte Bürger
rennen zum Einsatzort, reichen die Eimer von Hand zu Hand, schwitzen an
den Brunnenpumpen. Aber wie so oft können die freiwillig
zusammengeschlossenen Helfer nichts mehr retten. Zahlreiche Misserfolge
waren die Initialzündung, um in der aufsteigenden Industriestadt eine
besoldete Truppe mit 12 Feuerwehrmännern unter Leitung eines
Brandmeisters aufzustellen.
Magirus Drehleiter Bj.1893 vor der Hauptwache am Neumarkt
Das erste Chemnitzer Wachlokal mit einer
Dienstzeit von 6 Uhr abends bis 6 Uhr am Morgen befand sich in der
Chemnitzer Lateinschule am Jacobikirchhof. Eine zentrale, aber für die
Feuerwehr dennoch ungenügende Lage, da sich die Löschgeräte in einiger
Entfernung im Spritzenhaus am Getreidemarkt befanden.
Im Jahr 1870 wurde die Hauptwache in die
ehemalige Militärwache am Neumarkt verlegt. Nun entwickelte sich
allmählich aus der noch recht bescheidenen „Ständigen
Feuerwachmannschaft“ eine Berufsfeuerwehr. Die Arbeitsbedingungen
verbesserten sich zusätzlich durch die 1874 in Betrieb genommene erste
Wasserleitung der Stadt, welche die Löschwasserversorgung sicherstellte.
Mit Dienstantritt des städtischen
Branddirektors Lothar Weigand begann ab 1876 die systematische
Ausbildung der Feuerwehrmänner und die ständige Erweiterung des
Fahrzeugparkes. So wurde in den folgenden Jahren eine 22 m hohe
Schiebeleiter sowie 14 besonders robuste Pferde als Zugtiere für
Löschgeräte angeschafft und die erste Feuermeldeanlage mit 88 Meldern in
der Stadt eingerichtet. Die Mannschaft bestand nun aus insgesamt 21
Feuerwehrmännern, wobei sich 15 ständig im Dienst befanden. Es wurde im
Turnus von 3 x 24 Stunden Dienstzeit mit darauf folgender 24-stündiger
Freizeit gearbeitet.
1897 erfand die Chemnitzer Firma Baldauf
für die Feuerwehr eine sogenannte Gasspritze - ein ca. 600 l Wasser
fassender Druckkessel auf einem Pferdewagen. Durch Kohlensäure aus
Druckflaschen wurde das Wasser in die Schläuche gepresst und ermöglichte
einen sofortigen Löschangriff.
Auf den ersten Blick verwunderlich ist
die Tatsache, dass die Berufsfeuerwehr erst 1899 eine pferdebespannte
Dampfspritze erhielt, die viele kleinere Städte längst besaßen. Der
Grund dafür war jedoch recht einfach: Die Richard Hartmann Fabrik besaß
bereits eine Dampfspritze aus England, die bei Großbränden auch von der
Stadt genutzt werden konnte und ihr somit lange Zeit die teure
Anschaffung sparte.
Ende des Jahres 1906 bildete der lang
ersehnte Bezug der neuen Hauptfeuerwache an der Schadestraße ein
besonderes Highlight in der bis dahin erst 40-jährigen Geschichte der
Chemnitzer Berufsfeuerwehr.