Die Geschichte der Chemnitzer Berufsfeuerwehr:

- eine Zeitreise Teil I: 1866-1906

Chemnitz um 1850 - beherzte Bürger rennen zum Einsatzort, reichen die Eimer von Hand zu Hand, schwitzen an den Brunnenpumpen. Aber wie so oft können die freiwillig zusammengeschlossenen Helfer nichts mehr retten. Zahlreiche Misserfolge waren die Initialzündung, um in der aufsteigenden Industriestadt eine besoldete Truppe mit 12 Feuerwehrmännern unter Leitung eines Brandmeisters aufzustellen.

Magirus Drehleiter Bj.1893 vor der Hauptwache am Neumarkt

Das erste Chemnitzer Wachlokal mit einer Dienstzeit von 6 Uhr abends bis 6 Uhr am Morgen befand sich in der Chemnitzer Lateinschule am Jacobikirchhof. Eine zentrale, aber für die Feuerwehr dennoch ungenügende Lage, da sich die Löschgeräte in einiger Entfernung im Spritzenhaus am Getreidemarkt befanden. 

Im Jahr 1870 wurde die Hauptwache in die ehemalige Militärwache am Neumarkt verlegt. Nun entwickelte sich allmählich aus der noch recht bescheidenen „Ständigen Feuerwachmannschaft“ eine Berufsfeuerwehr. Die Arbeitsbedingungen verbesserten sich zusätzlich durch die 1874 in Betrieb genommene erste Wasserleitung der Stadt, welche die Löschwasserversorgung sicherstellte.

Mit Dienstantritt des städtischen Branddirektors Lothar Weigand begann ab 1876 die systematische Ausbildung der Feuerwehrmänner und die ständige Erweiterung des Fahrzeugparkes. So wurde in den folgenden Jahren eine 22 m hohe Schiebeleiter sowie 14 besonders robuste Pferde als Zugtiere für Löschgeräte angeschafft und die erste Feuermeldeanlage mit 88 Meldern in der Stadt eingerichtet. Die Mannschaft bestand nun aus insgesamt 21 Feuerwehrmännern, wobei sich 15 ständig im Dienst befanden. Es wurde im Turnus von 3 x 24 Stunden Dienstzeit mit darauf folgender 24-stündiger Freizeit gearbeitet. 

1897 erfand die Chemnitzer Firma Baldauf für die Feuerwehr eine sogenannte Gasspritze - ein ca. 600 l Wasser fassender Druckkessel auf einem Pferdewagen. Durch Kohlensäure aus Druckflaschen wurde das Wasser in die Schläuche gepresst und ermöglichte einen sofortigen Löschangriff. 

Auf den ersten Blick verwunderlich ist die Tatsache, dass die Berufsfeuerwehr erst 1899 eine pferdebespannte Dampfspritze erhielt, die viele kleinere Städte längst besaßen. Der Grund dafür war jedoch recht einfach: Die Richard Hartmann Fabrik besaß bereits eine Dampfspritze aus England, die bei Großbränden auch von der Stadt genutzt werden konnte und ihr somit lange Zeit die teure Anschaffung sparte.  

Ende des Jahres 1906 bildete der lang ersehnte Bezug der neuen Hauptfeuerwache an der Schadestraße ein besonderes Highlight in der bis dahin erst 40-jährigen Geschichte der Chemnitzer Berufsfeuerwehr.